Artikel Pressemeldung

PIRATEN Thüringen schreiben Brandbrief zum Bildungschaos

Bildung ist der falsche Ort zum Sparen

Bildung ist der falsche Ort zum SparenDas neue Schuljahr ist nun einen Monat alt. Zeit für eine erste Zwischenbilanz.

Die Zusammenlegung der Schulämter hat vor allem Eines gebracht: Chaos und ein Aufschieben anstehender Entscheidungen. Die Hoffnung, dass an die Schulämter und ins Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (TMBWK) abgeordnete Lehrer nun in größerer Zahl an die Schulen zurückkehren, wo sie gebraucht werden, hat sich überwiegend nicht erfüllt. Stattdessen wurden anscheinend weitere Stellen im Ministerium geschaffen. Der Lehrernotstand an den Thüringer Schulen verschärft sich weiter. Reserven, um Lehrer im Krankheitsfall zu ersetzen, sind an den Schulen nicht mehr vorhanden. Dies lässt einen weiteren Anstieg der Zahl ausfallender Unterrichtsstunden erwarten.

Auch wenn Lehrer an den Schulen vorhanden sind und Zeit hätten, kommt es zu Unterrichtausfall. Grund hierfür ist eine Anordnung, dass verbeamtete Lehrer nur mit maximal 3 Stunden zur Vertretung herangezogen werden dürfen, da die Überstunden sonst alle bezahlt werden müssten. Dies führt zu der grotesken Situation, dass die Schüler Ausfall haben, während die Lehrer im Lehrerzimmer herumsitzen.

Um fehlende Lehrer zu ersetzen, wurden Lehrer von den Förderschulen abgezogen und an Regelschulen eingesetzt.
Zur Absicherung des Unterrichts an den Förderschulen müssen diese nun Lehrer abziehen, die an anderen Schulen die Inklusion von behinderten Schülern unterstützen. Hier stellt sich die Frage, wie ernst die Thüringer Landesregierung die Inklusion an Schulen und damit die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention nimmt.

In einigen Fächern sollten mit diesem Schuljahr neue Lehrpläne in Kraft treten. Offiziell sind diese Lehrpläne laut Webseite des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (THILLM) gerade erst im Erprobungsstadium. [1]
Weiterbildungen für die Lehrer zu diesem Zwecke stehen ebenfalls noch aus. Die außerdem notwendige Beschaffung neuer Lehrbücher und neuer Unterrichtsmittel kann auf Grund nicht vorhandener finanzieller Mittel ohnehin nicht erfolgen.

Die allgegenwärtigen Sparmaßnahmen der Landesregierung haben nun auch die Lehrerausbildung in Thüringen erreicht. Mit der Kürzung des Referendariats für angehende Lehrer um sechs Monate wird es an den Schulen und Studienseminaren noch schwieriger, aus den im pädagogisch-didaktischen Bereich häufig vollkommen unzureichend ausgebildeten Universitätsabsolventen einsatzfähige Lehrer zu machen.

Allgemein lässt sich über die Bildungspolitik der großen Koalition in Thüringen Folgendes sagen: Die teilweise positiven Ansätze aus dem TMBWK wurden durch die nicht vorhandene Finanzierung ad absurdum geführt. Es ist der CDU erfolgreich gelungen, alle zukunftsorientierten Projekte von Herrn Matschie finanziell auszuhungern und weitgehend zu verhindern. Die bequeme Entscheidung des Herrn Matschie für eine große Koalition und für Pöstchen kostet Thüringen weitere fünf Jahre. Und dies zu einem Zeitpunkt, an dem sowohl eine Modernisierung des Bildungssystems, um die Jugendlichen auf ein Leben in unserer Mediengesellschaft vorzubereiten, als auch eine Verjüngung der Lehrerschaft dringender den je sind.

[1] https://www.schulportal-thueringen.de/web/guest/media/detail?tspi=2279