Andreas Jacob

Antworten von Andreas Jacob:

1. Was bewegt dich dazu, für die Bundestagsliste und/oder ein Direktmandat zu kandidieren?

Dies ist für mich ein weiterer Schritt in einer langen Kette von Kausalitäten.
Wenn ich es in einem Satz formulieren sollte, würde ich sagen, dass ich mich derzeit von keiner der Parteien im Bundestag repräsentiert fühle.
Je mehr ich mich in einem Themenbereich auskenne, umso mehr bin ich erschüttert, was manche Fachpolitiker oder gar Minister für einen Unsinn oder gar Falschaussagen von sich geben. Bundestagsdebatten oder Auftritte in den Medien drehen sich nach meinem Gefühl darum den politischen Gegner bzw. dessen Partei in Misskredit zu bringen, anstatt sich um Lösungen für anstehenden Problemen zu bemühen.
Weiterhin vermisse ich bei den meisten Politikern sowohl Leidenschaft als auch das Bewusstsein für die hohe Verantwortung.

Gegenwart und Zukunft von uns und nachfolgenden Generationen dürfen jedoch nicht Gegenstand von Machtspielen kleiner Lobbygruppen oder einzelner Parteien werden. Mein Ziel ist es, diesen Status Quo zu ändern und damit einhergehend die politischen Standpunkte der Piraten in Berlin und im ganzen Land zu Gehör und in den politischen Diskurs
einzubringen.

2. Wie willst du die Zusammenarbeit zwischen Basis und Fraktion bewerkstelligen?

Zu diesem Zweck haben wir Piraten sehr viele Tools, welche die Möglichkeit bieten einen regelmäßigen Informations- und Gedankenaustausch durchzuführen. Angefangen bei einer regelmäßigen Teilnahme an Mumble-Sitzungen, über Mailinglisten oder aber auch durch die Vernetzung in sozialen Netzwerken kann die Einbeziehung der Basis erfolgen.

Natürlich darf sich dies nicht nur auf die digitalen Netzwerke beziehen. Auch ein regelmäßiger Besuch von Stammtischen gehört für mich unabdingbar zu einer erfolgreichen Einbindung der Basis und der Wähler.

Ich gebe mich jedoch nicht der Illusion hin, dass dies im gleichen Ausmaß geschehen kann wie momentan. Das Zeitbudget eines Vollzeitpolitikers ist weitaus straffer, als dies eines selbständigen IT-lers. Dies hat Frank Cebulas Blogpost, welcher einen Tag im Leben von Schmidtlepp beleuchtete, gut gezeigt.

Aus diesem Grund würde ich die Zusammenarbeit in zwei wichtige Teile aufsplitten – aktiv und passiv. Aktiv bedeutet für mich, dass ich ohne getriggert zu werden Informationen wie Gesetzesvorlagen oder anstehende Themen der Basis zugänglich mache bzw. in deren Bewusstsein rücke. Als „passiv“ bezeichne ich den Teil der Vernetzungsaufgabe, in
welchem ich regelmäßig als Ansprechpartner und als Mittelsmann zur Verfügung stehe, um die Themen der Basis nach Berlin zu transportieren. Hierzu gehört für mich auch, auf Nachfragen Informationen zugänglich zu machen, damit die Basis in einen fundierten Meinungsfindungsprozess eintreten kann.

3. In welchem Themengebiet siehst du dich als Experte und warum?

Ich maße mir nicht an, mich auf einem bestimmten Themengebiet als Experte zu bezeichnen. Es gibt Themen welche mich interessieren und Themen welche ich bisher nur am Rande gestreift habe. Es liegt in der Natur der Dinge, dass ich mir über die meiner Meinung nach interessanten Themen wesentlich mehr Faktenwissen angeeignet habe, als über die anderen.

Als Mitglied eines Parlaments hat man als Abgeordneter bei allen Abstimmungen das Recht seine Stimme abzugeben. Als vom Volk gewählter Vertreter ist es meiner Meinung nach nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht dies zu tun.

Aus diesem Grund heraus, sieht die Idealvorstellung eines Abgeordneten für mich so aus, dass er in jedem zur Abstimmung kommenden Thema ein Experte sein müsste. Das dies ein utopisches Idealbild zeichnet ist mir bewusst. Aber nichts desto trotz sollte die Bestrebung bestehen, diesem Ziel so nah als möglich zu kommen.

Da ich dieses Ziel verfolge, versuche ich mir auf jedem Gebiet möglichst viel Wissen anzueignen und zu bewerten. Auf diesem Weg bin ich bisher leider sehr häufig an Grenzen gestoßen. Notwendiges Wissen wird von der Verwaltung nur auf Nachfrage, gegen Entgelt oder gar nicht zur Verfügung gestellt. Als Folge habe ich mich in jüngster Vergangenheit sehr oft mit dem Thema Transparenz und gläserne Verwaltung auseinandergesetzt.

Eine transparente Verwaltung ist für mich eine wichtige Voraussetzung um einem mündigen Bürger genug Wissen an die Hand zu geben, auf dass er seine fundierte Meinung und Stimme bei anstehenden Entscheidungen einbringen kann.

Hier gilt es natürlich auch technische Lösungen zu erdenken, um den Menschen die Beteiligung so einfach wie möglich, aber auch so sicher wie nötig zu machen. Diesbezüglich kann ich auf meine Erfahrungen aus meiner langjährigen Tätigkeit als Administrator zurückgreifen.

Da ich seit nunmehr 6 Jahren als einzelkämpfender Admin für kleine und mittelständische Unternehmen im Thüringer und Osthessischen Raum tätig bin, kenne ich mich auch sehr gut mit den Sorgen und Nöten solcher Firmen aus.

Weiterhin beschäftige ich mich seit über 10 Jahren mit dem Thema Finanz- und Geldsystem. Viele Faktoren, welche 2008 zum Zusammenbruch von Banken geführt haben, waren schon mehrere Jahre vorher bekannt und ich habe in diversen Foren mit darüber diskutiert sowie gleichzeitig einiges an Wissen über aktuelle und alternative Wirtschaftskreisläufe
angeeignet.

4. In welchen Ausschüssen würdest du gerne arbeiten wollen, wenn du in den Bundestag einziehen würdest?

Am liebsten würde ich natürlich gerne in allen Ausschüssen teilnehmen. Da aber auch hier wieder Anspruch und Realisierbarkeit sehr weit auseinander klaffen, würde ich einen Sitz im Haushaltsausschuss anstreben. Dieser Ausschuss ist in meinen Augen der zentrale Punkt an dem viele Fäden zusammen laufen. Hier könnte ich dafür Sorge tragen, wofür zukünftig das Geld der Steuerzahler ausgegeben wird.

Ein weiterer interessanter Ausschuss ist der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie. Einige werden es nicht wissen, aber gerade dieser Ausschuss hat auch bei vielen Umwelt- und Energiethemen Kompetenzen.
Gerade auch Fracking, Bergrecht sowie EEG wurden auch in diesem Ausschuss beraten. Desweiteren erhoffe ich mir in diesem Ausschuss Politik zu fördern, welche kleinen und mittelständischen Unternehmen zu gute kommt und nicht vorrangig Großkonzerne mit Milliarden subventioniert werden.

5. Was qualifiziert dich dafür, die Piraten im Bundestag zu vertreten?

Mitglied des Bundestages zu sein, bedeutet für mich eine große Verantwortung zu tragen. Die zu treffenden Entscheidungen bestimmen über Gegenwart und Zukunft von Millionen Menschen. Darunter können Entscheidungen sein, welche Auswirkungen weit über meinen eigenen Tod hinaus haben können, wie zum Beispiel das Thema Atommüll gut demonstriert.

Zu einem verantwortungsvollen Politiker gehört, dass er sich der Tragweite bewusst ist. Dies kann ihm jedoch nur gelingen, wenn er so viel wie möglich Fakten zusammen trägt, diese vorurteilsfrei bewertet, eine Folgenabschätzung aufstellt und sich daraus eine Meinung bildet, welche er nicht nur nach innen und außen vertreten kann, sondern auch
bereit ist, diese fortwährend auf den Prüfstand zu stellen.

Weiterhin muss ein Politiker auch in der Lage sein, eigene Fehler zu erkennen, diese zu korrigieren und aus ihnen zu lernen. Ich denke, dass ich, begünstigt durch meinen Beruf und meine Ausbildung, ganz gut in der Lage bin, Probleme zu erkennen, zu analysieren und mir einen Algorithmus zu deren Lösung einfallen zu lassen. Am besten klappt dies natürlich im Team. Auch gehören die Zeiten, in denen mein Blickfeld durch ideologische Scheuklappen eingeschränkt wurde, der Vergangenheit an.

6. Sollen die Piraten überhaupt mit anderen Parteien zusammenarbeiten? Wenn ja, mit welchen Parteien würdest du bevorzugt zusammenarbeiten wollen und warum?

Ja – sollen sie! Und zwar immer dann, wenn sich abzeichnet, das Sachthemenorientiert etwas voran gebracht werden kann. Wenn sich Gemeinsamkeiten abzeichnen, halte ich es für wünschenswert, dass diese zusammen ausgebaut werden. Daraus ergibt sich natürlich auch, dass ich keine Präferenzen habe, mit welcher Partei ich lieber zusammenarbeiten
würde. Die Wahrscheinlichkeit Gemeinsamkeiten mit anderen Parteien zu finden ist natürlich unterschiedlich hoch, was für mich aber kein Ausschlusskriterium für einen Dialog darstellt.

7. Hast du dich bereits auf Bundesebene engagiert? Wenn ja, in welchen Themenbereichen?

Bis auf ein paar E-Mails auf diversen bundesweiten Mailinglisten bin ich bisher bundesweit nicht Erscheinung getreten, abgesehen von diversen Mumble-Runden mit bundesweiter Beteiligung.

8. Welche Funktionen (Ämter, Beauftragungen etc.) hast du bisher bei den Piraten übernommen?

Ich bin Beisitzer im KV der Wartburgpiraten, habe eine Beauftragung bzgl. des Themas Fracking am Ball zu bleiben, bin aktiv in diversen Arbeitsgruppen des LVs (Programm;Wahlkampf;Presse), habe die zweite virtuelle Marina-TH organisiert und bin bereits gewählter Direktkandidat der Piraten für den Wahlkreis 190 (Eisenach, Wartburgkreis, Unstrut-Hainich-Kreis II).

9. Bei welchen Organisationen oder Parteien hast du dich bisher politisch engagiert bzw. warst Mitglied?

Vor den Piraten war ich bei noch keiner anderen politischen Partei Mitglied oder habe mich in deren Umfeld engagiert. Zumindest wenn man mal von der Pionierorganisation der DDR absieht.
Bestimmte Organisationen, mit teilweise politischen Zielen, verfolge ich jedoch schon seit längerer Zeit bzw. bin Sympathisant von einigen Ideen, ohne jedoch aktives Mitglied zu sein. Um nur ein paar zu nennen: Humanistische Union, Foebud & CCC.

10. Würdest du neben deinem Mandat auch ein Amt auf Bundes-, Landes- oder Kreisebene ausführen wollen?

Neben einer Abgeordnetentätigkeit würde ich maximal das Amt eines Beisitzers auf Kreisebene begleiten. Für alle anderen Ämter ist das Zeitbudget eines MdB nicht ausreichend. Dies aber auch nur für den Fall, dass dies von den lokalen Piraten mit Nachdruck gewünscht wird und keine Alternativbewerber zur Verfügung stehen.

11. Sollen die Piraten eine Koalition eingehen oder eine solche tolerieren?

Ich bin gegen das eingehen von Koalitionen im herkömmlichen Sinne.
Diesen wohnt inne, dass man Kompromisse schließen und somit eigene Vorstellungen und Fakten, trotz besseren Wissens, über Bord werfen muss. Dieses Vorgehen zu unterstützen zementiert den Status Quo und ist meiner Meinung nach nicht geeignet dauerhafte Veränderungen herbei zu führen. Entweder schaffen wir es als Piraten mit logischen Argumenten Mehrheiten für unsere Ideen zu generieren oder nicht, dann müssen wir uns weitere Strategien und Argumente überlegen. Ich möchte jedoch diesbezüglich keinen Kuhhandel eingehen müssen, welcher mich noch dazu zwingen würde, von meiner Gewissensentscheidung als Abgeordneter abrücken zu müssen. Gleiches gilt für mich in Sachen tolerieren einer Koalition.