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Neuigkeiten vom Patienten Schule

Bild: wolfa@flickr.com
Heute beginnt das neue Schuljahr in Thüringen. Und wieder einmal gab es eine neue Bildungsstudie für Deutschland.
In der vorliegenden Studie wurden die Leistungen der Neuntklässler in Deutsch und Englisch untersucht.
Im Fach Deutsch liegen die Thüringer Schüler nur beim Lesen über dem Bundesdurchschnitt. Die anderen getesteten Bereiche, Hören und Rechtschreibung, fallen indes unterduchschnittlich aus.
Die Ergebnisse in Englisch sind ebenfalls katastrophal. Weniger als 50 Prozent der Vorgaben der Kultusministerkonferenz werden durch die Schüler erreicht, außerhalb der Gymnasien sogar weniger als 10 Prozent.
Wieder einmal liegen Bayern und Baden-Würtemberg vorn. Bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass die Erfassungsgrundlage die Ergebnisse verfälscht. Je höher der Anteil an Gymnasiasten in einem Land umso schlechter sind die Ergebnisse. Bayern und Baden-Würtemberg liegen mit 30 Prozent Gymnasiasten deutlich vor Ländern mit mehr als 40 Prozent Gymnasiasten.
Bayern und Baden Würtemberg fallen auch dadurch auf, dass Schüler aus den sogenannten „bildungsfernen Schichten“ besonders geringe Chancen auf ein Abitur und somit eine Verbesserung ihrer Zukunftschancen haben. Die besseren Ergebnisse in der Studie in den südlichen Bundesländern gehen also auch zu einem Teil auf Kosten von Schülern, die nicht am Gymnasialsystem teilnehmen können.
Diese Ergebnisse sollten im Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst (TMfBWK) und bei der Landesregierung die Alarmglocken auslösen. Bislang hatte man sich weitgehend auf den Erfolgen bei den biserigen PISA-Studien ausgeruht. Auf den Webseiten des Bildungsministeriums ist dazu zu lesen:
  • „… Dass wir damit auf dem richtigen Weg sind, hat nicht zuletzt der am 18. November 2008 veröffentlichte PISA-Ländervergleich gezeigt. Dabei hat sich Thüringen in allen untersuchten Kompetenzbereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Lesenkompetenz verbessert. In allen drei Kompetenzbereichen liegen die Werte der 15-jährigen Jugendlichen in Thüringen statistisch signifikant über dem OECD-Durchschnitt. …“ (http://www.thueringen.de/de/tmbwk/bildung/content.html)
Die neuen Ergebnisse zeigen nun, dass die Sparpolitik im Bildungsbereich sich auch direkt auf die Qualität des Bildungsystems niederschlägt. Allerdings wird es ohne Investitionen kaum zu schaffen sein, die Ausbildung im Schulbereich zu verbessern. Neue Lehrpläne können nur umgesetzt werden, wenn auch Geld für Lehrbücher und Unterrichtsmittel an den Schulen vorhanden ist. Lehrer müssen weitergebildet werden, bevor neue Fächer und Lehrpläne eingeführt werden und nicht erst während der Umsetzung. Lehrerkollegien mit einem Altersduchschnitt von über 50 Jahren sind in Thüringen inzwischen normal.
Ohne eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Schulen und ohne umfassende Neueinstellungen junger Lehrer werden die Probleme an den Thüringer Schulen immer größer.
Dabei haben Investitionen in die Bildung der  Bevölkerung für ein Land langfristig größere wirtschaftliche Effekte als Konjunkturprogramme. [1]
Schon durch die Veränderung des Schulsystems, die Einführung eines längeren gemeinsamen Lernens, kann die Abhängigkeit des Bildungsweges vom sozialen Hintergrund verringern und allen Kindern gleiche Bildungschancen gegeben werden. [2] [3]