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Trotz zukünftigem Lehrermangel – Agentur für Arbeit empfiehlt Lehramtsstudenten, Hartz-4-Anträge zu stellen

Während die Agentur für Arbeit den Lehramtsstudierenden der Universität Erfurt in einer Informationsveranstaltung letzte Woche Mittwoch, auf Grund fehlender Referendariatsplätze, das Ausfüllen eines Arbeitslosengeld-II-Antrages nahelegte, bewegt sich Thüringen auf einen eklatanten Lehrermangel zu. Aktuelle Zahlen aus der Schulstatistik in Thüringen zeigen, dass der Altersdurchschnitt der Thüringer Lehrer im Schuljahr 2009/2010 an allgemeinbildenden Schulen bei 50,6 Jahren lag. Im Vergleich dazu lag der Durchschnitt im Schuljahr 1991/1992 noch bei 40,7 Jahren.[1]
Unter den Lehrern ist auch ein Großteil bereits über 60 Jahre alt und steht somit schon kurz vor dem Renteneintrittsalter. Dies bedeutet, dass in den kommenden fünf Jahren ein sehr hoher Lehrerbedarf entstehen wird, dem mit den dann zur Verfügung stehenden Lehrkräften nicht entgegengetreten werden kann.
Aktuell müssten 500 Lehrer pro Jahr an den allgemeinbildenden Schulen eingestellt werden. Im Jahr 2010 wurden aber in Thüringen nur 135 Lehrer eingestellt.[2] Bis zum Jahr 2015 ist ein Bedarf von 2500 Lehrern in Thüringen vorhanden (nach TLV-Thüringer Lehrerverband). [3] Wird die Planung weiterhin dermaßen kurzfristig gedacht weitergeführt, werden in fünf Jahren nicht mehr genug Lehrkräfte da sein, um alle Schüler unterrichten zu können.
Peter Städter, Lehrer in Erfurt und Vorstandsmitglied der PIRATEN Thüringen sagt: „Ein weiteres Problem ist, dass der hohe Altersdurchschnitt auch einen erhöhten Krankenstand zur Folge hat. Hierdurch kommt es bereits jetzt an vielen Schulen zu Engpässen. Die zu leistenden Vertretungs- und Überstunden bringen auch alle anderen Lehrer an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Schon jetzt ist Lehrermangel in bestimmten Fächern absehbar oder gar Tatsache.“
Doch es gibt noch einen weiteren finanziellen Aspekt. Die Ausbildung eines Lehramtsstudenten kostet den Thüringer Steuerzahler mehrere zehntausend Euro. Da Thüringen jedoch keine Jobs anbietet, wandern die gut ausgebildeten Studenten in andere Bundesländer, wie Hessen oder Bayern, ab. Damit finanziert Thüringen eine Großzahl der neuen Lehrer in anderen Bundesländern und sichert sich nicht, durch eigenes Einstellen und Einarbeiten dieser neuen Lehrkräfte, für die Zukunft ab.
Andere Bundesländer handeln hier weitsichtiger. So stellen momentan Bayern, Hessen und auch Niedersachsen sehr viele Lehrer ein, um dem Lehrermangel in Zukunft entgegenwirken zu können. Doch die Thüringer Landesregierung aus CDU und SPD scheint dies wohl nicht für notwendig zu erachten.
Die PIRATEN Thüringen fordern deshalb ein Umdenken und eine Mehreinstellung von neu ausgebildeten Lehrern, um dem in Zukunft aufkommenden Lehrernotstand entgegenzuwirken. Es ist zwar fast schon zu spät, aber die Landesregierung sollte versuchen zu retten, was noch zu retten ist.