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Thüringen spart sich die Bildung

Teil 2: Die Berufsbildenden Schulen

Ob in der freien Wirtschaft oder der Ausbildung, überall zählt heute Leistung bei vorhergehender Planung. So wird bereits in den Schulen vermittelt, dass ein Jahr vor Abschluss die Organisation des weiteren Bildungsweges angegangen werden muss. Die Vertreter vom Arbeitsamt halten Kurse in den Regelschulen, vermitteln Lehrstellen, – immer mit dem Hinweis, sich mindestens 6 Monate im Vorraus zu bewerben, besser 12 Monate. Doch an der Spitze, im Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, werden mit aller Macht Lehrerstunden und damit Geld eingespart, Verantwortlichen spielen mit der Zukunft unserer Kinder.

Ein konkreter Fall aus Südthüringen verdeutlicht die Situation: Abgänger der Regelschule haben sich zur Fortsetzung ihrer Ausbildung bei einer Berufsfachschule beworben. Der praxisorientierte Unterricht dort ist eine gute Vorbereitung auf die spätere Berufsausbildung und verbessert auch die Entscheidungskompetenz bei den Schülern bezüglich der zukünftigen Berufswahl. Vor Monaten haben die Schüler bereits die Zusage erhalten, dass sie ihre schulische Laufbahn an der Berufsfachschule fortsetzen können, wenn der Hauptschulabschluss bestanden wird. Doch was passiert? Das Schuljahrsende kommt, die Zeugnisse werden ausgegeben und die Abschlussprüfungen geschrieben…

Dann, eine Woche vor Ende des Schuljahres, also nachdem die Schulabgänger bereits ihre bisherige Schullaufbahn beendet haben, gibt es die erste Informationsveranstaltung bei der erhofften zukünftigen Schule. Dabei dann die grosse Überraschung: Die Schule teilt mit, dass das Ministerium die Klasse nicht genehmigt und sich die Schüler bitte eine Lehrstelle suchen sollen. Gerade in dem zum Teil doch deutlich weniger mit Ausbildungsplätzen besetzten südlichen Landkreisen ist dies ein Schlag ins Gesicht für alle Bewerber, die ihre Schulausbildung auf einem anderen Weg fortsetzen wollen, um zur Mittleren Reife oder mehr zu gelangen.

Kurzfristig müssen die Schulabgänger nun eine Lehrstelle finden. Oft sind sie erst 15 Jahre alt und dementsprechend an den elterlichen Wohnort gebunden. Auch ist der öffentliche Nahverkehr in diesen Regionen nicht an die Ausbildungszeiten der Jugendlichen angepasst, so dass die Ausswahlmöglichkeit bei der Lehrstellensuche sehr eingeschränkt ist.

Bernd Schreiner, selbst Vater eines Schulabgängers, dazu: »Es ist unverantwortlich von Herrn Matschie, mit der Ausbildung unserer Kinder derartig zu spielen. Wo ist die, gerade in der Ausbildung notwendige, Planungssicherheit für die Kinder und die Eltern? Auch die Ausrede, dass es in diesem Jahr genug Lehrstellen gibt, zeigt, dass gute Bildung durch das Ministerium nur halbherzig angegangen wird.«