Artikel Piratengedanken

Piratengedanken: Nachdenken

Die Aktion „Piratengedanken“ ermöglicht es jedem Pirat seine Gedanken zu einem Thema seiner Wahl zu veröffentlichen. Diese Ausführungen sind keine Aussagen der Piratenpartei oder der PIRATEN Thüringen. Es handelt sich lediglich um Einzelmeinungen von Mitgliedern.
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Da liegt sie auf dem Küchentisch, die Salami. Unglaublich oft schon lag genau so eine Wurst in den vergangenen Jahren dort und ich habe sie in den Kühlschrank gelegt, ohne nachzudenken. Heute ist das anders. Ich selbst hatte „Salami“ auf den Einkaufszettel geschrieben. Aber damit, dass eine Wurst aus Ungarn in den Einkaufswagen wandert, hatte ich nicht gerechnet. Gerade jetzt jedenfalls nicht. Da muss man doch gedanklich stolpern. Oder muss man das gar nicht? Aber es geht um Ungarn und es geht um Menschen und es geht um Demokratie.

Ich habe neben dem Käufer dieser Wurst gesessen, als im Radio ein Bericht darüber lief, was derzeit in diesem unglaublich interessanten und beeindruckenden Land passiert. Jetzt nach der Übergabe der EU-Ratspräsidentschaft an Polen. Es ist ein Graus und man glaubt seinen Ohren nicht trauen zu können. Gefühlsmäßig bin ich sofort 30 Jahre zurückversetzt. Mitten im doppelgleisigen Denken der DDR, welches erforderlich war, um nicht anzuecken oder sogar die Bekanntschaft mit der Stasi zu machen. Mir ist übel, denn es ist plötzlich so nah, wieder zu fühlen, wie es ist, keinesfalls laut seine Meinung sagen zu können, ausgeliefert zu sein und immer mit dem Schlimmsten rechnen zu müssen. In einem Ost-Menschen sitzt das Gefühl, einer Diktatur ausgeliefert zu sein, sehr tief und konnte bei mir auch zur Wendezeit nicht entsprechend verarbeitet werden. Der Film „Das Leben der anderen“ erreichte mich nach Jahren in einem inzwischen offiziell geeinten Deutschland auf eine wirklich fatale Weise. Und angesichts dieser Salami ist jenes Gefühl der Ohnmacht plötzlich wieder da und es fühlt sich schlecht an. Ich kenne Ungarn von früher als eines der wenigen Reiseländer, die uns offenstanden. Kreuz und quer wurde durch Ungarn getrampt. Wir haben am Balaton gezeltet, den Blick vom Gellértberg auf Budapest genossen, sind durch die Theiß geschwommen und halbe Nächte in den Jazzclubs von Györ gewesen. Es gab dort Freunde, die in Ilmenau studiert hatten und uns aufnahmen, als gehören wir zur Familie. Und an genau diese Menschen muss ich jetzt denken, wenn ich diese ungarische Salami sehe. Es wird daran gearbeitet, dem Ungarischen Volk sämtliche demokratischen Grundrechte zu entreißen. Ich habe Angst, dass die Machenschaften in Ungarn nur als Anfang dienen. Gerade wir Piraten wissen aus eigener Erfahrung oder aus den Berichten anderer, wie wichtig Freiheit und Selbstbestimmung sind. Das, was gerade in Ungarn abläuft, sollte uns aufschreien lassen. Nicht nur, weil das Bundesland Thüringen sogar eine Partnerschaft mit Ungarn hat, sondern aus tiefstem Mitgefühl sollten wir uns gemeinsam mit anderen demokratischen Gruppierungen daran machen, laut gegen dieses Unrecht zu protestieren.

Heidi
http://www.mehr-demokratie.de/stimme-aus-ungarn.html

http://www.n-tv.de/politik/Orban-setzt-auf-Krisenerfahrung-article2265476.html

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