Artikel Umwelt

Zum ersten Jahrestag der Katastrophe in Japan

Genau ein Jahr ist es nun her, dass ein Tsunami das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi in Japan traf und eine Kette von Havarien in seinen Reaktoren auslöste. Die deutsche Bundesregierung veranlasste dieses Ereignis zu einem plötzlich beschleunigten Atomkraftausstieg. Doch kann das alles sein?

Betrachtet man die Grundlagen des Betriebs kerntechnischer Anlagen in Deutschland und Europa, muss man feststellen, das wenig aus den verherenden Ereignissen gelernt wurde. Japan und insbesondere die Betreibergesellschaft TEPCO weiß bis heute nicht, wie es mit den Folgen der atomaren Katastrophe umgehen soll. Strahlendes Material soll am Meeresboden einbetoniert werden, stark belastete Gebiete werden als radioaktive Mülldeponien benutzt.

Doch was führte letztendlich zu der Katastrophe?


Erste Studien und Analysen zeigen ein Versagen auf ganzer Linie: Die Bedienmannnschaft in den Atomkraftwerksblöcken hat dabei noch die beste Arbeit geleistet. Fehler wurden insbesondere bei der grundsätzlichen Einstellung zu der Sicherheit kerntechnischer Anlagen gemacht. So zeigt eine Studie der Carnegie-Stiftung nun auf [1], dass es eine grobe Fehleinschätzung gab.

Der Glaube an die absolute Sicherheit der eigenen Kernkraftwerke sei ein grundlegendes Problem, erklärt James Acton, ebenfalls von der Carnegie-Stiftung.“ und weiter „Fukushima habe vor allem eines klar gemacht, schließt James Acton: Bei der Auslegung von Atomanlagen und der Notfallplanung dürften selbst extreme Szenarien nicht ausgeschlossen werden.“ [2]

„Deutsche Ingenieurskunst“ als Allheilmittel?

Diese Glaube an die Sicherheit herrscht auch in Deutschland, immer noch vor und Vertreter der Regierungspartei haben offenbar schon wieder vergessen. Wie wäre es sonst zu erklären, dass Michael Fuchs (CDU), stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag, sich wie folgt äußert:

Weil ich einfach an deutsche Ingenieurskunst glaube, weil ich einfach davon überzeugt bin, dass wir so vorsichtig sind, ja vielleicht übervorsichtig, ja sogar redundante Maßnahmen in den Kernkraftwerken eingebaut haben, dass ein solches Unglück in Deutschland nicht passieren könnte.“ [3]

Die Ingenieurskunst basiert auf Annahmen und diese leiten sich oft aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen ab. Gerade der Tsunami als Naturgewalt wurde da in Japan vollkommen falsch eingeschätzt.

Betrachtet man die Erdbebenforschung nach Beben vor der Küste von Honshu trat das Beben in einen Gebiet auf, das auf den Gefährdungskarten nicht im kritischen Rot-Ton gezeichnet wurde. Diese Fehleinschätzung hatte fatale Folgen wie man heute weiß[4].

Folge dieser wissenschaftlichen Einschätzung war dann, dass die Schutzmauern mit 6 Meter Höhe dem real eintretenden Ereignis nicht standhalten können und die gesamte Sicherheitsplanung, die für einen maximal 30 minütigen Stromausfall ausgelegt war, scheitern musste.

Doch auch wir in Deutschland verlassen uns beispielsweise im Oberrheingraben oder bei Atomkraftwerken über Erbbebenzonen auf eben solche Einschätzungen.

Eine Lösungsmöglichkeit: Dezentrale Energieversorgnung

Jetzt ein Jahr danach wird auch in Deutschland vergessen und Lobbyeinflüsse zeigen auf, dass der Umstieg hin zu generativen Energien lieber behindert wird als intensiviert.

Die Beschlüsse zur radikalen Kürzung der Solarförderung lassen erkennen, dass eine dezentrale Energieversorgungsstruktur nicht im Fokus der deutschen Regierungspolitik steht. In Bayern entstammt noch immer fast 60% des Stromes aus Kernkraft und die Politik setzt einseitig auf die Förderung der großen Offshore Windparks, wohlwissentlich dass der Energietransport vom Norden in den Süden Deutschlands durch Konflikte mit den von dem dafür notwendigen Freileitungsbau mit den betroffenen Bürgern vor Ort nicht nur Unmut auslöst sondern ebenso langwierig ist. [5]

Anstatt einem klaren und eindeutigen Bekenntnis für den Umbau der gesamten Energiestruktur Deutschlands werden so die Interessen der vier großen Stromkonzerne vertreten, die noch immer 80% des deutschen Stromes erzeugen und damit eine monopolartige Marktmacht haben.

Würde es, wie durch die Regierung oft kommuniziert, um einen bezahlbaren Strompreis für die Bürger gehen, sollte man nicht die Bürger zusätzlich belasten, indem man Großabnehmer von elektrischer Energie von den Netzentgelten oder der EEG Umlage befreit.
Gerade für diese Unternehmen ist die Bereitstelllung von großen Strommengen rund um die Uhr grundsätzlich wichtig. Weshalb sollten sie dann weder an dem Ausbaukosten, noch an den notwendigen Energiespeichern und den Umbau der Versorgung beteiligt werden?

Dabei gibt es Perspektiven, die aufzeigen, dass gerade der schelle und umfängliche Ausbau generativer Stromerzeugung ergänzt von nachhaltig genutzter regenerativen Energieressourcen für die deutsche Wirtschaft eine erfolgversprechende Zukunftsperspektive aufzeigt. Tausende von Arbeitsplätzen werden dadurch gesichert und letztendlich sind dies die einzigen Energiequellen die weder von politischen Machtspielen wie Öl und Gas abhängig machen noch absehbar im Preis zulegen werden. Der alte Spruch, dass weder die Sonne noch der Wind eine Rechnung schreibt, gilt weiter.

Die Piraten Thüringen zeigen mit ihren Entwurf für eine zukünftige Energieversorgung einen Weg auf, der von der Erzeugung über die Verteilung und Nutzung die Grundzüge einer zukunftsgerichtete Energiepolitik beinhaltet. [6]
Nun ist es erforderlich diesen Weg mit allen Nachdruck und auch staatlicher Förderung anzugehen, denn gerade die bis heute anhaltenden Folgen der japanischen Atomkatastrophe zeigen die Unbeherrschbarkeit dieser Technologie auf.

[1] James M. Acton and Mark Hibbs (2012): Why Fukushima was preventable. The Carnegie Papers. http://carnegieendowment.org/files/fukushima.pdf
[2] http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1699294/
[3] http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1698377/
[4] http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/1693250/
[5] http://wiki.piraten-thueringen.de/TH:Landesparteitag_2011.2/Protokoll#SOA.Energie.2
[6] http://wiki.piraten-thueringen.de/TH:Leitlinien#Energiepolitik