Artikel KV Erfurt

2 schwere Unfälle am Erfurter Hauptbahnhof – Aufzug bleibt für Monate gesperrt

Baustelle Aufzug mit Rolltreppe

Bereits am 09. März haben die PIRATEN Erfurt eindringlich darauf hingewiesen: (1) Die aktuelle Situation am Hauptbahnhof Erfurt ist für Menschen mit körperlicher Behinderung nicht akzeptabel. Nun hat es aufgrund der nicht funktionierenden Aufzüge zwei Unfälle gegeben, einer endete sogar tödlich.

Rollstuhlfahrer Markus Walloschek (Stellv. Vorsitzender der PIRATEN Erfurt) hat das kommen sehen. Er war beim Treffen mit Verantwortlichen der DB Erfurt am 07. März 2023 dabei und sprach über mögliche Gefahren und Probleme, z.B. wenn ankommende Reisende auf dem Bahnsteig unerwartet vor dem seit Monaten gesperrten Aufzug stehen. Viele dieser kritischen Fragen wurden freundlich heruntergeredet. Stattdessen führte die DB einen Treppenlift vor, der jedoch nur für ganz bestimmte Rollis funktioniert. Mehr dazu in unserer PM vom 09.03.2023 (1).

Seit den zwei tragischen Unfällen ist mehr als deutlich geworden: der Erfurter Hauptbahnhof ist für mobilitätseingeschränkte Menschen für viele Monate eine erhebliche Unfallgefahr. Markus Walloschek dazu: „Wir können jetzt auf keinen Fall zur Tagesordnung übergehen! Die Reisezeit beginnt gerade erst. Wir dürfen uns an solche Schlagzeilen (2) nicht gewöhnen. Dass die DB darauf verweist, Reisende können sich Hilfe suchen, ist geradezu eine Schuldumkehr, die mich wütend macht. Die Mobilitätszentrale ist beispielsweise nicht mal rund um die Uhr besetzt!“ Auch die ehrenamtlich arbeitende Bahnhofsmission ist nur zu bestimmten Uhrzeiten anwesend. Wenn ankommende Reisende, wie im mdr-Bericht, in dem auch Markus Walloschek zu Wort kommt, also erst 15 Minuten warten müssen, bevor Hilfe vor Ort ist, so ist das – nicht nur bei den aktuellen Wetterverhältnissen – ebenfalls diskriminierend. (3) Oft ist dann auch der mögliche Anschlusszug verpasst.

Seit vielen Jahren wird das ganze Prozedere der DB-Mobilitätszentrale, auf die Menschen mit körperlicher Behinderung angewiesen sind, um den Höhenunterschied des Bahnsteiges zu bewältigen, als unangenehm empfunden. Bei einer 48-stündigen Voranmeldung ist spontanes Verreisen nicht möglich. Umso schöner ist es, dass es einige Zugtypen gibt, in die man als Rollstuhlnutzer ohne Hilfe ein- und aussteigen kann. Das heißt aber auch, dass es immer Menschen geben wird, die ohne Anmeldung anreisen und dann möglicherweise an einem Bahnsteig mit defektem Aufzug stranden. Die DB muss hier dringend Lösungen finden. Der Fahrgastverband PRO BAHN Thüringen e.V. hat uns nochmal bestätigt, dass die langsamen Instandsetzungsarbeiten ein bundesweites Ärgernis sind.

(1) https://piraten-thueringen.de/2023/03/aufzuege-am-erfurter-hauptbahnhof-ueber-monate-gesperrt 

(2) https://www.tlz.de/regionen/erfurt/gesperrter-aufzug-am-erfurter-hauptbahnhof-bringt-rollstuhlfahrer-in-die-bredouille-id238162875.html?_gl=1*18gdk0t*_up*MQ..&gclid=CjwKCAjw__ihBhADEiwAXEazJvw2rDcO4P1y6qbUbSYTxhVOUxOvn2seaEcbWw9XuZPFdjcivua05RoCMHsQAvD_BwE 

(3) https://www.ardmediathek.de/video/mdr-thueringen-journal/huerde-fuer-gehbehinderte-menschen-erfurter-bahnhof-ohne-lift/mdr-thueringen/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy8yOWU2ZGQ0NC05ZmJjLTRlMjItYjY4MC02MzMxMGZhMmNlZDk