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E10 – Nachhaltigkeit verbunden mit Transparenz?

Die „Abstimmung per Reifen“, wie es dieser Tage durch die Medien schallte, zeigt, dass die Bürger sehr wohl in der Lage sind, über ihr Konsumverhalten maßgeblich die Entscheidungen der Regierung auch zwischen den Wahlen stark zu beeinflussen.
Leider wird dabei weniger das wirkliche Problem rund um den Biospritanteil E10 aufgezeigt. Dieses aus Pflanzenmasse gewonnene Ethanol, das einst angetreten ist, um zur Verbesserung der Klimabilanz des Strassenverkehrs beizutragen, ist ein zweischneidiges Schwert.
Selbstverständlich ist zu begrüßen, wenn ein Weg weg von den fossilen Energieträgern beschritten wird. Doch dies ist kein Freifahrtschein für den kritiklosen Einsatz regenerativer Ressourcen. Wie inzwischen ersichtlich, muss gerade bei den „nachwachsenden“ Ressourcen jeder Einzelfall ganz genau betrachtet werden. Dies erfordert jedoch eine hohe Transparenz aller bestehenden Rahmenbedingungen.
Bernd Schreiner, Politischer Geschäftsführer der PIRATEN Thüringen und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Umwelt der Piratenpartei: „Das geforderte EU-Zertifikat für die eingesetzen Rohstoffe und deren Herkunft greift einfach zu kurz! Es ist doch unsinnig, dass auf Flächen, die bisher der Nahrungsmittelerzeugung dienten, nun Pflanzen in Monokultur angebaut werden, um aus diesen Bioethanol für die europäsche Fahrzeugflotte zu gewinnen.
Die durch diesen Anbauwechsel verdrängten Nutzpflanzen der Nahrungsmittelproduktion dringen nun in andere Biosphären, insbesondere in noch intakte Urwälder ein, die zu diesem Zweck gerodet werden.
Damit wird nicht nur wertvoller Urwald mit unvorstellbarer Artenvielfalt unwiederbringlich vernichtet, auch die Ökobilanz ist keineswegs positiv zu beurteilen.“
Bernd Schreiner weiter: „Die Piratenpartei hat ihrem Parteiprogramm 2011 das Kapitel Umweltpolitik hinzugefügt und fordert darin einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Dabei legen die PIRATEN Wert auf eine differenzierte Betrachtung. So wird klar zwischen drei Arten von Ressourcen unterschieden: Endliche Ressourcen, wie Öl und Kohle, regenerative Ressourcen, wie Holz und Pflanzenöle, und generative Ressourcen wie Sonne und Wind. Durch solch eine zukunftsgerichtete Einteilung kann man vereinfachte Forderungen ableiten. So ist der massive Ausbau der Nutzung von generativen Ressourcen zu fördern, um endliche Ressourcen abzulösen. Bei regenerativen Ressourcen muss jedoch der Einsatzzweck und die Herkunft immer sehr genau geprüft werden. Dabei kommt es darauf an, dass die Ablösung endlicher Ressourcen durch regenerative Quellen keine neuen Probleme aufwirft.
Bei dem Biospritzusatz ist genau dies nicht vollumfänglich geklärt, wesentliche Kritikpunkte wurden bisher ungenügend berücksichtigt. Für den Einsatz im regenerativen Bereich empfehlen sich besonders Rest- und Abfallstoffe, um problematische Konkurrenzsituationen wie zwischen dem Anbau von Rohstoffen zur Biospritgewinnung und Nahrungsmittelerzeugung grundsätzlich zu vermeiden. Dies ist aber keineswegs nur ein Problem bei Importen. Auch auf einheimischen Äckern wächst immer häufiger Mais und Weizen, der für Biogasanlagen bestimmt ist, und die Subventionspolitik führt zu ökologisch unsinnig weiten Transportwegen. Der Anbau ist somit zwar wirtschalftlich tragfähig, aber widerspricht insgesamt dem eigentlichen Sinn einer nachhaltigen Entwicklung.“
Die PIRATEN Thüringen fordern die Bundesregierung daher zu einem Umdenken auf. Die Abkehr von fossilen Rohstoffen darf nicht zu Lasten der Ökobilanz und der humanitären Versorgung anderer Weltregionen geschehen!